Altes Garmisch neu gelebt

Herzstück

Dieses Projekt mit Herz und im Herzen von Garmisch-Partenkirchen holte 2020 einen Sonderpreis der Jury

Dass mitten in Garmisch-Partenkirchen ein neues Wohnviertel entstehen konnte, ist beherztem Protest zu verdanken. Denn eigentlich sollte auf dem zentral gelegenen Areal in einem der bekanntesten Wintersportorte Deutschlands eine Hotelanlage errichtet werden. Doch dann kam alles anders. Anstelle einer ausschließlich touristischen Nutzung zogen in die neu errichteten Häuser ortsansässige Familien, kleine Werkstätten, ein Café – und Platz für Skitouristen gibt es außerdem. Das Unterpfand dieser gelungenen Mischung bildet ein städtebauliches Konzept, das 29 Einfamilien- und Doppelhäuser sowie Geschosswohnungsbauten, 4 Bestandsgebäude und 1 Apartment-Hotel integriert und für die verschiedenen Nutzeransprüche entsprechende räumliche Ressourcen vorhält. Die Wohnhäuser gruppieren sich um eine Allmende, der dank einer perfekt inszenierten Sichtachse mit Kirchturm und der zackig aufragenden Alpenformation der Rang einer Sehenswürdigkeit zuwächst. Der mäandernde Kiesweg und die üppige Bepflanzung mit einheimischen Gewächsen machen geschickt vergessen, dass es sich bei diesem grünen Anger um einen absichtsvoll geplanten Freiraum handelt: Wer hier unterwegs ist, wandert schon.

Anzahl Wohneinheiten29
Wohnfläche4.000 m²
StandortGarmisch-Partenkirchen (D)
BauherrschaftVEHBL GbR Baugemeinschaft Quartiersentwicklungsgesellschaft Konstanz
Award-KategorieQuartiersentwicklung
 
PlanungsbüroBeer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner GmbH
Zum Profil
FotografieStefan Müller-Naumann
Durch die Neuordnung des Areals bot sich (…) die Chance, Impulse und Engagement von Bürgerseite für eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung ihrer Stadt aufzunehmen, zu unterstützen und umzusetzen.

Sebastian Dellinger, Felix Bembé, Anne Beer

Doch nicht nur die Außenbereiche des neuen Viertels reagieren auf die berückende Umgebung. Auch die Architektur des Ensembles erweist dem vorzüglichen Standort ihren Respekt. Die giebelständigen Häuser gruppieren sich zu einer kleinteiligen Formation und orientieren sich typologisch an der ortsbildprägenden historischen Bebauung. Ihre bewegte Firstlinie erscheint wie ein architektonisches Echo des im Hintergrund aufragenden Hochgebirgszugs. Welche inneren Qualitäten dieser alpine Wohnhaustypus zu entfalten vermag, zeigt sich in der Vielfalt der Grundriss- und Nutzungsmöglichkeiten. Mithilfe eines eigens entwickelten Holzbausystems konnten die Häuser in Tafelbauweise errichtet werden. Trotz des relativ hohen Vorfertigungsgrads mussten die Bewohner, eine bunt gemischte Baugemeinschaft, keine Einbußen an Individualität und besonderen Nutzungsansprüchen hinnehmen. Dank flexibler Raumschotten ließen sich sowohl offene Lofts als auch separierte Einzelräume strukturieren. Die differenzierten Raumprogramme und Ausbauszenarien spiegeln die Wünsche einer bunten Einwohnerschaft wider: Mehrgenerationenhaushalte, junge Familien und ältere Paare, aber auch verschiedene Formen des Wohnens und Arbeitens unter einem Dach. Dass auch sämtliche Oberflächen und Einbauten aus heimischem Holz den höchsten zeitgemäßen Ansprüchen genügen, versteht sich fast von selbst.

Impressionen