Ausbauhaus Lichtenberg

„Individuell gestalten und kostengünstig wohnen.“ Dr. Jana Richter, Architektin Lichtenberg GbR

Ausbauhaus Lichtenberg GbR (Baugruppe)
10997 Berlin
Deutschland

Galerie

In Berlin hat das Investorenmodell „Baugruppe“ in den vergangenen Jahren die wohl bemerkenswertesten Wohnungsneubauten hervorgebracht und nebenbei gezeigt, dass in der Dialektik von Not und Tugend ein ungeahntes Maß gestalterischer Freiheit schlummern kann. Denn Baugruppen sind ja zunächst nur eine Form der Selbstverteidigung individueller Wohnvorstellungen auf einem zusehends entsicherten Immobilienmarkt. Wenn zur Bereitschaft zum gemeinschaftlichen Bauen noch Mut und Experimentierlust kommen, dann entsteht mit Glück ein Projekt wie das Ausbauhaus. Das Gebäude beherbergt neben 33 Geschosswohnungen mit Bemessungen von 70 bis 115 Quadratmetern und vier 160 Quadratmeter großen Maisonette-Einheiten auch zwei Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Der Neubau schließt eine Lücke im gründerzeitlich geprägten Kaskel- Kiez am Bahnhof Ostkreuz im Ostteil der Hauptstadt und wurde im Rohbau als robustes „Regal“ konzipiert. Dank der in Vorfertigung hergestellten Spannbetondecken und Wände sind stützenfreie Grundrisse über 10 Meter möglich, da tragende Wände in den Einheiten statisch nicht notwendig sind. Die höheren Kosten, die dieser konstruktive Ansatz mit sich bringt, konnten durch den geringeren Anteil von Bewehrungsstahl sowie eine schnelle Montage kompensiert werden. Die freien Grundrisse korrespondieren mit einer flexiblen Lochfassade, die vielfältige Wohnungszuschnitte erlaubt, ohne dass dafür in die Gesamtstruktur des Hauses eingegriffen werden muss. Die Käufer haben die Wahl zwischen verschiedenen Ausbaustandards: „Standard Loft“, „Standard Wohnung“ oder „Übernahme Rohbau zum Selbstausbau“. So kann Wohneigentum entsprechend der individuellen wirtschaftlichen oder handwerklichen Fähigkeiten günstig erworben, ausgebaut und gestaltet werden. Zu den Besonderheiten des Ausbauhaus- Konzepts gehört nicht nur der relativ hohe Vorfertigungsgrad, sondern auch die Unterscheidung von Bauphasen mit wenig Mitbestimmung im Rohbau gegenüber jenen Phasen des Ausbaus, in denen viel Mitbestimmung gewünscht und erforderlich ist. Diese Trennung erlaubt eine um zwölf Monate verkürzte Planungs- und Bauzeit im Vergleich mit ähnlich dimensionierten Projekten. Dafür wird das Gesamtprojekt im Rohbau sowohl wirtschaftlich, vertraglich, rechtlich als auch technisch vom Ausbau der Wohnungen selbst getrennt. Doch das Ausbauhaus stiftet vor allem Gemeinsamkeit. So betreibt die Hausgemeinschaft ein Blockheizkraftwerk zur eigenen Stromerzeugung und nutzt den großzügigen Innenhof zusammen mit dem benachbarten Sozialträger als Aufenthaltsund Spielplatz.