Brühlberg Süd Winterthur

Das Experiment mit dem Raum

Koexistenz von Mensch und Natur

Mit den ersten Terrassenhäusern in der Schweiz am Ende der Fünfzigerjahre begann gleichzeitig die kritische Auseinandersetzung mit dem neuen Wohntypus – prägten sie die Siedlungen am Hang die Landschaft doch deutlich: Die eigentliche Topografie verschwand, Stützmauern und Garageneinfahrten rückten in den Vordergrund und bestimmten das Bild vom Hang. Dennoch gewann diese Typologie zunächst an Bedeutung. Die Vision der einstigen Pioniere war dabei nicht nur, die Täler auf diese Weise für Infrastruktur und Landwirtschaft freizuhalten und das steile Hanggelände für Wohnraum zu nutzen. Eng verbunden mit dieser Idee war das Bild von einer neuen Siedlungsform, die einerseits dem Wunsch nach einer Art Einfamilienhaus mit Grünfläche gerecht werden konnte, andererseits aber auch ein neues nachbarschaftliches und gesellschaftliches Zusammenleben ermöglichen sollte.

Anzahl Wohneinheiten139
Wochnfläche14.800 m²
StandortWinterthur (CH)
ArchitekturPARK Dipl. Architekten ETH SIA BSA
BauherrschaftBaugesellschaft Brühlberg Süd c/o Mabag AG
Fertigstellung04/2020
PlanungsbüroPARK Dipl. Arch ETH SIA BSA
Zum Profil
FotografieDominique Wehrli
Das Projekt versucht, eine Koexistenz von Natur und Mensch zu erreichen.

Daniel Forster, Markus Lüscher (GL), Bettina Huber, Michaela Danz, Anja Widmer, Julia Mair, Magnus Lidman

Die einprägsame Topografie mit Kuppen und leichten Tälern und dem davor liegenden Stadtkörper mit Wohnhäusern und Industriebauten charakterisiert das Gebiet am Brühlberg Süd bei Winterthur. Auf die Herausforderung, das Quartier ohne ausreichende Möglichkeiten der Anbindung an den Bestand weiterzuentwickeln, reagierten Park Architekten aus Zürich mit einem überraschenden Ansatz, der die Idee des Terrassenhauses aufgreift. Sie führten die Volumen nicht einfach den Hang entlang, sondern ordneten die schlanken Baukörper in unterschiedlichen Winkeln zur Höhenlinie an, entlang der Fallline über diagonal bis annähernd parallel dazu. Dabei war es ihr Ziel, durch diese besondere Setzung die für die Wahrnehmung der Topografie wichtigen Außenräume und für die städtebauliche Einordnung die Maßstäblichkeit zu erhalten. Vier zeilenförmige Einzelbaukörper betonen durch ihre Setzung die Falllinie und die spezifische Formation des Hangs, die Dachkanten zeichnen den Hangverlauf nach. Die beiden östlichen Gebäude weichen dagegen geringfügig in den Höhenlinien ab und betonen ihre Bewegung nach Westen, über ihre Abtreppung in der Tiefe arbeiten sie sich langsam den Hang hinauf. Mit jeweils eigenen Grundrisstypen reagieren die Gebäude auf die Hangneigung und die Nachbarbebauung – eine mehrschichtige Verzahnung mit der Landschaft und ein Abschluss des Siedlungsgebietes entsteht. Dieses Fallen und Kriechen am Hang ist entlang der Gebäude und besonders im Inneren wahrnehmbar. Eine bewusste Reminiszenz der Architekten an Lucius Burkhardt, der 1968 den Typus der Terrassenbauten pries, da sie sich als „echt dreidimensionale Gebilde erst in der Bewegung“ erschlössen. Es ergeben sich ständig verändernde Ausblicke und Verbindungen mit der Landschaft, in drei Richtungen bei den schmalen Volumen, in vier Richtungen bei den östlichen Bauten. Die Architektur geht so eine Beziehung zum umgebenden Raum ein, der in der Bewegung seinen Ausdruck findet.

Impressionen