Wohnen im Dorfkernensemble
Der „Neue“ Derzbachhof hat eine Geschichte! Eine? Nein, mindestens zwei! (Josef Schmid)
Neben der spätgotischen Heilig-Kreuz-Kirche, dem Forstamt, dem Gasthaus „Alter Wirt“ und der Schule ergänzt das älteste erhaltene Bauernhaus Münchens, der 1751 erbaute Derzbachhof, das Ensemble an der Forstenrieder Allee. Nach über 40 Jahren Leerstand und Verfall stark einsturzgefährdet. 2017 kaufte Euroboden das Grundstück und entwickelte zusammen mit Peter Haimerl ein Nutzungs- und Sanierungskonzept für den Neuen Derzbachhof, das raumstation Architekten aus Starnberg realisierten: In enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalschutz wurde der historische Hof saniert und mit Gemeinschaftsflächen sowie vier Mietwohnungen revitalisiert. Ein von der Straße und dem alten Hof nach hinten zurückversetzter Holzhybridbau mit 17 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen ergänzt das neue Hofensemble nach Osten. An Wirtschaftsgebäude oder Stallungen erinnernd, fügt sich der Neubau in das ländlich anmutende Gesamtbild des Hofes. Um dabei möglichst viel Grünraum zu erhalten, nimmt der Neubau nur 18 Prozent des Grundstücks ein, in dessen vorderem Bereich ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Dorfplatz zum Beleben der historischen Ortsmitte und der Nachbarschaft beitragen soll. Die Idee der Gemeinschaft spielte bei der Entwicklung des Neuen Derzbachhofs eine elementare Rolle. So wird der alte Hof zum Treffpunkt der Hofbewohner – und mit ihm die Bauernstube zum Veranstaltungsraum, die ehemalige Speisekammer zur Hofküche. Die „Guade Stube“ im Obergeschoss bietet Co-Working-Bereiche und die ehemalige Schlafkammer Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste. Die Verringerung der Pro-Kopf-Wohnfläche durch gemeinschaftlich genutzte Flächen ist dabei ebenso Teil einer nachhaltigen Planung wie auch der Einsatz nachwachsender Rohstoffe für den Neubau.