Eisberg

Lückenschluss

Harte Schale, hölzener Kern

Über viele Jahrzehnte gähnte in der für den Berliner Bezirk Moabit typischen Blockrandbebauung an der Ecke Wilhelmshavener und Bugenhagenstraße eine Lücke. Doch nun gleißt inmitten eher schlichter Nachkriegsbauten ein kantiger Neuzugang mit geradezu arktischer Präsenz: der „Eisberg“. Sein kühler Auftritt täuscht darüber hinweg, dass für seine Errichtung vor allem Holz Verwendung fand, das wärmste und schmeichelndste Baumaterial schlechthin. Doch um es gleich vorwegzunehmen: Die behaglichen Seiten der Holz-Hybrid-Konstruktion bleiben das Privileg der Bewohner der barrierefreien Mietwohnungen. Den Passanten des bunt gemischten Innenstadtquartiers präsentiert sich der Neubau als glazialer Lückenschluss, der sich mit seiner hellen Aluminiumfassade fast abweisend gäbe – wären da nicht die sonnengelben Fensterrahmen, die sich bei aufgeklappten Läden freundlich der Straße zuwenden.

Anzahl Wohneinheiten11
Wohnfläche768 m²
StandortBerlin-Moabit (D)
Bauherrschaftrundzwei Architekten Reeg & Dufour Part GmbB
Award-KategorieNachverdichtung
 
Planungsbürorundzwei Architekten Reeg & Dufour Part GmbB
Zum Profil
FotografieGui Rebelo
Wir legen großen Wert auf einfache, möglichst lokal produzierte, gleichzeitig funktionale und nachhaltige Materialien. (...)

Marc Dufour-Feronce, Andreas Reeg

Die kristalline Anmutung des Gebäudes wird von einer über fünf Geschosse laufenden plastisch- abstrakten Auskragung verstärkt, die sich als Neuinterpretation des klassischen Erkers verstehen lässt. Ganz anders hingegen zeigt sich die nach Süden ausgerichtete Hofseite: Hinter einem Mikado-zarten Stützenraster öffnen sich die Wohnungen über raumhohe Fenster und durchlaufende Balkone zu einem baumbestandenen, begrünten Garten mit Spielplatz. An der Hofseite befindet sich auch das Treppenhaus, das als außenliegende Struktur konzipiert wurde und um einen Aufzug ergänzt wird. Das Haus ist ein Holzskelettbau mit tragenden Vollholzdecken, größtenteils vorgefertigten Fassadenelementen in Holztafelbauweise, Kalksandstein- und Stahlbetonwänden sowie Stahl- und Holzstützen. Für die Errichtung des Gebäudes kamen in erster Linie wiederverwertbare Materialien zum Einsatz. Dazu passt auch die energetische Konzeption als Niedrigenergiehaus entsprechend dem KfW- 55-Standard. Dass Sparsamkeit eine Tugend ist, beweist nicht zuletzt die Grundrissökonomie im Großen wie im Kleinen. So wurden dem Grundstück nicht nur 11 Wohnungen abgetrotzt; auch die Wohnungen selbst profitieren vom intelligenten planerischen Zugriff auf die verfügbare Fläche. Die insgesamt 9 2-Zimmer-Einheiten mit jeweils gut 55 Quadratmetern Nutzfläche mit einem loftartigen Koch-, Ess- und Wohnbereich sind von Norden nach Süden ausgerichtet. Das fünfte und sechste Obergeschoss ist zwei nicht barrierefreien Maisonette-Einheiten vorbehalten, die jeweils 96 Quadratmeter umfassen und über einen Koch-, Ess- und Wohnbereich mit doppelter Raumhöhe verfügen.

Impressionen