Zimmer mit Aussicht
Unweit der Münchner Altstadt, zwischen Ludwigsbrücke und Reichenbachbrücke, verläuft entlang des Isarufers die Erhardtstraße.
Auch im Hinterhof der „Erhardt 10“ befand sich einst eine Lackfabrik. 2017 wurden das Vorderhaus und die bereits seit Längerem stillgelegte Fabrik abgerissen und das Grundstück wurde einer umfassenden Altlastensanierung unterzogen. Das von Euroboden zusammen mit Thomas Kröger projektierte Ensemble greift – zeitgemäß umgesetzt – die vielfältigen Bezüge zur Baugeschichte aus der Nachbarschaft auf. Es fügt sich damit stimmig in die Reihe denkmalgeschützter Repräsentationsbauten der Gründerzeit entlang des Isarufers und reagiert gleichermaßen auf die für das Gärtnerplatzviertel so typischen Hinterhöfe. Zwischen den unterschiedlichen Traufhöhen der Nachbarbebauung vermittelnd, schließt das „Haus zur Isar“ mit seinem charakteristischen Steildach und dem Erker den Straßenzug. Die zweigeschossige Sockelzone öffnet sich mit einer weiten Lobby und lässt den Stadtraum über zwei Höfe in das Blockinnere fließen, um die sich die Kubaturen des Ensembles entwickeln: An der „Rotunde“, dem ersten Hof, liegt der siebengeschossige „Turm zur Stadt“, flankiert vom viergeschossigen „Stadthaus“, das sich entlang der Gebäudegrenze zum zweiten Hof, dem ruhigen „Gartenhof“ hin entwickelt. Im rückwärtigen Bereich der mittleren Wohnungen ermöglicht ein Atrium die Belichtung und Belüftung der hier befindlichen Räume. Den Abschluss des Ensembles nach Westen bildet eine fünfgeschossige „Remise“, deren vielseitige Grundrissgestaltung sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen von Familien orientiert. Die dreidimensionalen Fassaden mit vorgelagerten Säulen und Erkern greifen die Motive der Gründerzeitbauten der Umgebung auf. Raumhoch verglast, wird der Ausblick auf das üppig begrünte Flussufer und die Verbindung mit dem Außenraum elementarer Bestandteil der Innenräume des „Hauses zur Isar“. Hochwertige und handwerklich präzise verarbeitete Materialien – dunkler und heller Travertin, geöltes Eichenholz, Feinsteinzeug und Beschläge aus Edelstahl – bestimmen nicht nur das Interieur. Die grafische Gestaltung der Fassadenelemente ist eine Reminiszenz an die Sgraffito-Technik der italienischen Renaissance, die bis in die Nachkriegszeit auch im Münchner Straßenbild zu finden war.