Gropiusallee

Gegenüber vom Bauhaus

Im Kontext einer bezeichnenden Kunstströmung des 20. Jahrhunderts entstand dieser Wohnbau

Auch wenn ihr Name andere Erwartungen schürt, zeigt sich die Gropiusallee im anhaltinischen Dessau in erster Linie als unauffällige, von schlichten Wohnzeilen gesäumte Straße. Da an ihr, nur wenige Meter entfernt, auch das historische, 1926 errichtete Bauhausgebäude liegt, also ein bedeutendes Unesco-Weltkulturerbe, bleibt es nicht aus, auch das alltägliche Baugeschehen in dieser Lage nach den strengeren Maßgaben der Baukultur zu betrachten. Der Neubau an der Ecke Leibnizstraße hält diesem Blick auf vortreffliche Weise stand. Denn er fügt sich mit seinem langen L-förmigen Baukörper und der ruhigen, harmonisch proportionierten Fassade in die Umgebung ein, um zugleich mit wohlbedachten Details und qualitativ ansprechender Materialität eine selbstbewusste Präsenz zu signalisieren. Die Straßenfassade, der ein ortsüblicher Vorgarten vorgelagert ist, wird von drei Eingängen gegliedert.

Anzahl Wohneinheiten25
Wohnfläche1.856 m²
StandortDessau-Roßlau (D)
BauherrschaftWGD Wohnungsgenossenschaft Dessau e.G.
Award-KategorieSozialer Wohnungsbau
 
PlanungsbüroHeide & von Beckerath
Zum Profil
FotografieAndrew Alberts
Entscheidend sind die Stärkung des genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbaus sowie die Einführung der Grundstücksvergabe im Erbbaurecht, damit qualitätvolle Ansätze in der Architektur des Wohnens für die Bewohner*innen langfristig bezahlbar bleiben.

Verena von Beckerath, Tim Heide

Die zu den Türen führenden Pflasterwege sind um Fahrradstellplätze ergänzt; auf Blumenbeeten wachsen weiß blühende Hortensien. Farblich passt sich das Wohnhaus mit seiner hinterlüfteten, hellen Klinkerfassade zur Straße hin der Nachbarbebauung an; die Ecksituation wird mit einer abgerundeten Gebäudekante elegant moderiert. Die in die Wandfläche eingelassenen Schiebefensterläden verleihen dem Haus eine fast südliche Leichtigkeit. Die gartenseitigen Fassadenabschnitte hingegen sind in zartem Rosé gehalten und werden von tiefen Balkonen mit geschlossenen Brüstungen plastisch akzentuiert. Die insgesamt 25 Wohnungen, mehrheitlich 2- und 3-Zimmer-Einheiten, verteilen sich auf vier Geschosse und überraschen mit hoher Flexibilität bei der Grundrissgestaltung. Die Räume sind nutzungsneutral und annähernd gleich groß; dank zweier Versorgungsschächte pro Wohnung lassen sich Bad und Küche entsprechend den Wünschen der Bewohner zuordnen. Dass diese Funktionsbereiche trotzdem immer über Fenster und damit eine natürliche Belüftung verfügen, gehört zu den vielen Annehmlichkeiten des Gebäudes. Dazu zählen neben den großen Fenstern und behaglichen Holzfußböden auch die üppig bemessenen Balkone sowie die privaten Gärten, die den Wohnungen im Erdgeschoss zugeordnet sind. Sämtliche Wohnungen sind barrierefrei erreichbar; ein Drittel der Einheiten ist auch barrierefrei eingerichtet. Sozialer Wohnungsbau kann auch so aussehen.

Impressionen