Liebighöfe

Pas de deux

Schlicht und doch durch den Kontrast von weiß und grün nie langweilig

In Schweinheim, einem kleinstädtisch geprägten Ortsteil im Südosten von Aschaffenburg, entstand mit den Liebighöfen ein öffentlich gefördertes Modellprojekt für familienfreundliches Wohnen in der Stadt. Das zweigliedrige Ensemble nimmt in der von Zeilenbauten dominierten Lage rechts vom Main einen ganzen Block ein und fügt sich damit strukturell in die Bestandsbebauung. Doch die Neubauten entziehen sich der braven Zeilenparallelität der Nachbarschaft: Die abgeknickten Baukörper formen sich zu einem stumpfen Rhombus und umschließen einen Hof, sodass ein geschütztes Innen und ein städtisches Außen entstehen – die dialektische Grundform jeder Urbanität.

Anzahl Wohneinheiten90
Wohnfläche6.900 m²
StandortAschaffenburg (D)
BauherrschaftStadtbau Aschaffenburg GmbH
Award-KategorieSozialer Wohnungsbau
 
PlanungsbüroBruno Fioretti Marquez
Zum Profil
FotografieStefan Müller
Urbanität und durchmischtes, individualisiertes Wohnen in der Peripherie als Leitbilder finden sowohl in der Diversität der Wohntypologien als auch in der monolithischen Ziegelbauweise mit ihren mineralischen Oberflächen und der Einbindung der Außenbereiche ihren Ausdruck.

Piero Bruno, Donatella Fioretti, José Gutierrez Marquez

Den Bewohnern steht damit ein gemeinschaftlicher Außenraum zur Verfügung, der mit Privatgärten, Spielmöglichkeiten und einladenden Grünflächen zur kommunikativen Allmende der Adresse wird. Gleichzeitig vernetzt er die Anlage über ein kreuzförmiges Wegesystem mit ihrer Umgebung. Eine verkehrsberuhigte Spielstraße zieht sich von Nord nach Süd durch diesen Freiraum und wird von einem Fuß- und Radweg gekreuzt, der auch unter den Häusern entlangführt. In diesen grün gekachelten Durchgängen befindet sich jeweils ein Zugang zum Treppenhaus, zum Concierge- Bereich sowie zur Gästewohnung und einem Gemeinschaftsraum. Die Außenerscheinung des Wohnhausdoppels ist von betonter Zurückhaltung. Allein die glasierten dunkelgrünen Fliesen – eine ferne Reminiszenz an die Traditionen der Wohnungsbaumoderne – akzentuieren die schmucklose, hell verputzte Lochfassade. Streng analytisch betrachtet, besteht die Anlage aus Reihenhäusern, die mit Etagenwohnungen verschaltet sind. Diese typologische Koppelung spiegelt sich auch in der internen Struktur: Die großen 3- bis 5-Zimmer- Wohnungen mit Wohnflächen von etwa 70 bis 110 Quadratmetern nehmen die Erdgeschossbereiche an den Kopfenden ein; die kleineren 2- bis 3-Zimmer-Einheiten – die kleinste Wohnung misst 48 Quadratmeter – befinden sich in den Obergeschossen dazwischen. Die differenzierten Flächenbemessungen ergeben sich aus den Regelungen der Einkommensorientierten Förderung (EOF), die der Konzeption zugrunde lag. Was die Wohnungen bei allen Unterschieden freilich eint, sind lichte, klare Räume sowie reizvolle Außenbezüge über Loggien, Terrassen und Gärten. Dass auch der Gedanke der Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, signalisieren die Fotovoltaikelemente auf dem Dach ebenso wie der Car-Sharing-Fuhrpark, den die Stadt Aschaffenburg den Bewohnern zur Verfügung stellt.

Impressionen