M GRUND Social Housing Mühlgrund

Kleine Nachbarschaften

Wohnen mit Blick ins Grüne, unweit des einstigen Mühlenwassers, das Wiener Stadtzentrum ist auf direktem Weg mit der U-Bahn erreichbar – und dies alles zu überschaubaren Preisen?

...um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: „Ja, das möchste.“ Mit dem Projekt „M GROUND Social Housing Mühlgrund“ im Stadtteil Stadlau des 22. Bezirks bietet das Österreichische Siedlungswerk kostengünstige Wohnungen an, ohne dabei auf ökologische und gestalterische Qualitäten zu verzichten.

Anzahl Wohneinheiten142
Wohnfläche10.821 m²
StandortWien (A)
ArchitekturNERMA LINSBERGER ZTGMBH
BauherrschaftÖsterreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft
Award-KategorieSozialer Wohnungsbau
PlanungsbüroNERMA LINSBERGER ZTGMBH
Zum Profil
FotografieThomas Hennerbichler, Daniel Hawelka
Die transparente Fassade mit großen und kleinen Öffnungen bietet spannungsvolle Raumsequenzen, wechselnde Relationen, Durchblicke, Ausblicke und tritt damit in einen Dialog mit der Umgebung.

Nerma Linsberger

Die Architektin Nerma Linsberger formuliert mit ihren Baukörpern die Antwort auf die heterogene Struktur der Umgebung: Ein U-förmiger Baukörper definiert nach Norden, Osten und Westen den Raum, nach Süden hin umspannt er die offene Landschaft und legt sich schützend um zwei quadratische Atriumhäuser. Eine ruhige Mitte entsteht, die dabei keinesfalls abweisend in die Nachbarschaft wirkt: Entlang der Grundstücksgrenze legt sich ein Laubengang als Erschließungs- und Begegnungszone vor die Fassade, die „transparente Haut“ als Schwellenzone löst die Kubatur auf. Verschiedene Öffnungen in der Gebäudeform ermöglichen eine mehrfache Durchwegung des Grundstücks. Dank des Laubengangs kommt jedes Haus mit einer minimalen Anzahl an Aufzügen und Treppenhäusern aus – Kostenreduktion sowohl im Bau als auch im Betrieb. Bei der Materialwahl vermied man eine allzu große Vielfalt und nicht recycelbare Verbundkonstruktionen, legte stattdessen Wert auf langlebige, wartungsarme Materialien. Ein vorbildlicher Umgang mit Bausubstanz, wie er künftig nicht mehr wegzudenken sein wird und doch noch zu wenig im Bewusstsein verankert ist. Kleine, nebeneinanderliegende Wohnungen lassen sich einfach zusammenlegen und passen sich so an geänderte Lebenssituationen an. Jede der 142 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen zwischen 50 und 112 Quadratmetern hat eine eigene Loggia mit vorgeschaltetem Balkon. Barrierefreiheit, leicht erreichbare Fahrrad- und Kinderwagenabstellplätze in sämtlichen Geschossen, Kommunikationsräume wie auch eine übersichtliche Erschließung, gute Beleuchtung und vielfältige Blickbeziehungen schaffen angstfreie Wege und Aufenthaltsorte: kleine, überschaubare Nachbarschaften. Sozialer Wohnungsbau bedeutet hier nicht Sparen zulasten der Qualität, sondern Besinnen auf das Wesentliche: kontrollierte Reduktion der Baukosten, energieeffiziente Bauweise, flächeneffiziente Grundrisse, weniger Nutz- und dafür mehr Gemeinschaftsflächen sowie ein besonderes Modell der Finanzierung, ähnlich einer Genossenschaft kombiniert mit einer hundertjährigen Laufzeit des Baurechtsvertrags. All das ermöglicht einen geringen Mietpreis pro Quadratmeter. Qualitätvolles Wohnen in einem energieeffizienten Neubau schließt hier niemanden aus. Ein beispielhaftes Projekt – auch über die Landesgrenzen Österreichs hinaus.

Impressionen