Mühlen Viertel

Im Dialog mit der Geschichte

In Ravensburg wurde 1393 die zweite Papiermühle auf deutschem Boden gegründet, in der Folge avancierte die Stadt mit insgesamt sechs Papiermühlen zu einem wichtigen Papierlieferanten nicht nur für Deutschland. Als im 19. Jahrhundert veränderte Herstellungsverfahren zur Schließung herkömmlicher Papiermühlen führten, verkauften die Gebrüder Holbein einen Teil ihres Mühlengrundstücks an einen Maschinenbauer. Als auch dessen Fabrik stillgelegt wurde, lobte die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb zur Neuordnung des rund 11.000 Quadratmeter großen Areals aus – mit dem Ziel, Wohnraum mit Handel, Gastronomie, Dienstleistung und Kultur zu verbinden.

Anzahl Wohneinheiten65
Wohnfläche6.000 m²
StandortRavensburg (D)
Architekturbächlemeid architekten stadtplaner BDA, Thomas Stumper Freier Architekt BDA, Joachim Sassenscheidt in RSP Architekten Partnerschaftsgesellschaft, Architekturbüro Ludwig, Redle Architekten, mlw architekten morent | lutz | winterkorn GbR, Pfrommer + Roeder GbR Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA, 365° freiraum + umwelt
Award-KategorieQuartiersentwicklung
 
PlanungsbüroReisch Projektentwicklung GmbH & Co. KG
Zum Profil
FotografieRoland Halbe, Wynrich Zlomke, Anja Koehler
Im ‚Mühlen Viertel‘ entstand ein harmonisches Zusammenspiel von modernem Design, urbanem Leben und gelebter Tradition: Ein neues Quartier, das sich wie selbstverständlich in die gewachsene Umgebung einfügt.

Reisch Projektentwicklung

Der Siegerentwurf für das heute „Mühlen Viertel“ genannte Projekt von den Architekten Reichl, Sassenscheidt und Partner überzeugte nicht nur durch den halböffentlichen Quartiersplatz zur Förderung der Nachbarschaft, sondern insbesondere durch den Erhalt prägender Gebäude: Der sogenannte Bezner-Turm als höchstes Gebäude im Quartier, ein Ziegelgebäude entlang der Holbeinstraße sowie ein Teil der 1901 erbauten Maschinenfabrikhalle treten in Dialog mit den neuen Bauten auf dem Grundstück. Um nur wenige Gehminuten von der Ravensburger Innenstadt entfernt den Charakter eines gewachsenen Viertels entstehen zu lassen, entschieden sich die Projektentwickler Reisch für die Beauftragung mehrerer Planer: Unter der Verantwortung von bächlemeid architekten stadtplaner, Thomas Stumper, Architekturbüro Ludwig, Redle Architekten sowie mlw architekten morent l lutz l winterkorn entstanden in fünf der insgesamt acht Gebäude 55 Wohnungen. Der Bezner-Turm, das ehemalige Verwaltungsgebäude der Fabrik, wurde von einer Bauherrengemeinschaft revitalisiert und beherbergt zusätzlich zehn Wohnungen. Der ursprüngliche Charakter der einstigen Maschinenhalle, Zeugnis der Industrialisierung, konnte dank sensibler Revitalisierung erhalten werden. Als „Werkhalle“ bietet sie heute zeitgemäße Arbeitsplätze und Raum für Veranstaltungen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Inklusion fördernd, richtete die Bruderhaus Diakonie im benachbarten Ziegelsteingebäude eine Werkstatt für psychisch erkrankte Menschen ein und ergänzte das Programm um einen kleinen Lebensmittelladen und ein öffentliches Tages-Café. Den südöstlichen Eingang des „Mühlen Viertels“ definieren die Stadthäuser, die nicht nur den vorgefundenen stadträumlichen Architekturansatz komplementieren, sondern in ihrer Materialität die bestehenden Ziegelbauwerke reflektieren und so mit den unterschiedlichen Zeitschichten des Ortes verbinden.

Impressionen