Neu Leopoldau

Zwischenräume

Alles eine Frage der Kommunikation.

Dies galt bereits für Wiens Gründerzeitbauten, deren Fenster zum Gang hin den Austausch unter den Bewohnern förderten. Ein lebendiges, offenes und gemeinschaftliches Haus war auch die Vision der Architekten von feld72 für ihren sozialen Wohnungsbau „Generation XYZ“ im neuen Quartier Neu Leopoldau im Bezirk Floridsdorf. Das Areal des ehemaligen Gaswerks Leopoldau mit seinen Alleen und denkmalgeschützten Gebäuden ist Kandidat der IBA Wien 2022, deren Thema „Neues soziales Wohnen“ hier in Neu Leopoldau mit dem Schwerpunkt „Junges Wohnen“ umgesetzt wird: kinder- und jugendfreundliche Raumgestaltung, die in Wohnformen und Freiraumgestaltung ablesbar wird. „Jung“ definieren feld72 dabei in weiterem Sinne als „unfertig, offen, zukunftsorientiert, aufgeschlossen“. Und so ist ihr Gebäude ein Ort, der Raum für Entwicklung, Vielfalt und Begegnung bietet – zur Förderung der Gemeinschaft, ohne Altersbeschränkung. Ein immer wieder neu zu bespielendes Haus, das auf soziale Gegebenheiten und Notwendigkeiten reagieren kann. Mit einer Zusatzzone, die sich als die Nachbarn verbindender Ring um das Treppenhaus legt.

Anzahl Wohneinheiten65
Wohnfläche4.000 m²
StandortWien (A)
Architekturfeld72 Architekten ZT GmbH
BauherrschaftSCHWARZATAL – Gemeinnützige Wohnungs- & Siedlungsanlagen GmbH
FertigstellungHerbst 2019
Planungsbürofeld72 Architekten ZT GmbH
Zum Profil
FotografieHertha Hurnaus
(...) Eine zentrale Frage, die uns beschäftigt, ist: Wo steht unsere Gesellschaft und wie können wir als Architekten innerhalb unserer begrenzten Möglichkeiten zum Diskurs beitragen?

Richard Scheich, Mario Paintner, Peter Zoderer, Anne Catherine Fleith, Michael Obrist

Der klar formulierte monolithische Baukörper steht an der südlichen Spitze des Areals und bildet den Eingang in das Quartier. Wie alle Neubauten auf dem Gelände ist das Gebäude von einem halböffentlichen Bereich umgeben, der den Anwohnern zur Verfügung steht und den Übergang zwischen öffentlich und privat definiert. Die Idee des Zwischenraums, der Kommunikation zwischen innen und außen, führen die Architekten in ihrem Gebäude mit einer „+zone“ weiter, die im Übergang zwischen Treppenhaus und Wohnungen eine Schwellenzone bildet: Hier befinden sich Zusatzräume, die zur freien Entfaltung und als Schnittstelle zu den Nachbarn zur Verfügung stehen. Flexibilität erlaubt auch das einfache Konstruktionsraster und eine Bündelung der Schächte: Die 65 Wohneinheiten des Multi-Spänners folgen einer modularen Struktur mit einem Minimum an tragenden Wänden. Je nach Bedarf können so neue Wohnungsgrößen entstehen. Ein besonderes Element der Konstruktion ist die Fassade mit kerngedämmten Halbfertigteilelementen in Sichtbeton. Für die Architekten eine alternative Bauweise jenseits des herkömmlichen Vollwärmeschutzes, der aufgrund geringer Kosten nach wie vor die sozialen Wohnungsbauprojekte bestimmt. Auch wenn der Einsatz von vorgefertigten Elementen im Vorfeld einen erhöhten Planungsaufwand bedeutet, gleicht sich dieser durch niedrigere Kosten aufgrund der schnellen Bauzeit wieder aus: Alle zwei Wochen konnte ein neues Geschoss hier in Neu Leopoldau fertiggestellt werden.

Impressionen