Stabsgebäude

État-major

Wohnen in der ehemaligen französischen Kaserne

Der Pfälzerwald mit seinen Burgen, im Frühling gesäumt von der Mandelblüte, die Rheinebene und der Weinanbau in der Region, das französische Lebensgefühl, das aus dem Nachbarland herüberweht: Kultur und Natur prägen das Lebensgefühl in Landau, der ehemals elsässischen Reichsstadt in der Südpfalz. Als in den Achtzigerjahren der Abzug der französischen Streitkräfte aus Landau begann, bot sich der Stadt das Entwicklungspotenzial von rund 230 Hektar unbebauter und 100 Hektar bebauter innerstädtischer Konversionsflächen – auf dem Gelände bayerischer Kasernen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den französischen Alliierten übernommen und erweitert worden waren.

Anzahl Wohneinheiten37
Wohnfläche3.580 m²
StandortLandau (D)
ArchitekturARCHImedes
Award-KategorieRevitalisierung
 
PlanungsbüroARCHImedes GmbH
Zum Profil
FotografieThomas Eicken, Philipp Sittinger, ARCHImedes
Warum Denkmalschutz? Ich finde es sehr reizvoll, Orte und Häuser, die eine Geschichte haben, zu bearbeiten. (...) Letztlich bewahrt man Kultur, Geschichte, Ressourcen, Atmosphäre und Identität.

Thorsten Holch

So auch das Generalstabsgebäude im Süden der ehemaligen Kaserne „Estienne et Foch“ an der Promenade des neuen Grüngeländes, das im Rahmen der Landesgartenschau 2015 als eines der Konversionsprojekte entstanden ist. Der heute denkmalgeschützte Bau aus den Fünfzigerjahren in Landau, „État-major“ genannt, ist das Zentrum des neuen Wohnquartiers „Philosophengarten“. Dabei sanierten und transformierten die Architekten von Archimedes, die hier auch selbst als Investoren vertreten sind, nicht nur den Verwaltungsbau in 37 Wohneinheiten, sondern ergänzten das L-förmige Gebäude um zwei wellenförmige Neubauten zu einem Ensemble. Den historischen Elementen wollten sie dabei ihre ursprüngliche Erscheinung wiedergeben, neue Eingriffe sollten dabei möglichst gering und reversibel sein und sich in die vorhandene Struktur einfügen. So erhielten sie den imposanten Charakter des Generalstabsgebäudes, indem sie die Umfahrt wiederherstellten und die Fläche vor den Hauptfassaden freihielten. Zwei neue Tiefgaragen nehmen nun die geforderten Stellplätze auf, den Bewohnern bietet sich dafür ein Blick ins Grüne – in alle Himmelsrichtungen. Die Fassaden wurden gereinigt und in den einstigen Farben wiederhergestellt. Im Gebäudeinneren restaurierte man Pförtnerloge, Türen und Geländer. Oberflächen und Materialien wie Solnhofener Platten und Sichtbeton ließen sich unter Dispersionsspachtel wieder herausarbeiten. Massive Eichenparkette, Lehmputze und Ziegelböden im Keller runden zudem die nachhaltige Gestaltung ab. Rückseitig erweiterten die Architekten den Wohnraum als Übergang nach außen: Der Fassade wurde über wenige Befestigungspunkte ein „Stahlregal“ vorgestellt, über Stege verbindet es Freisitze mit der jeweiligen Wohnung. Die zur Landschaft hin aufgelöste Gitterstruktur ist von Klettergrün bewachsen, drei Meter hohe Reproduktionen von Philosophenporträts ergänzen das Bild zu einem Zusammenspiel von Natur und Kultur.

Impressionen