Baukultureller Anspruch für Gästewünsche
Der Mellauer Architekt Jürgen Haller hat zusammen mit seiner Frau Evi und Freunden zwei Häuser mit insgesamt zehn unterschiedlichen Ferienwohnungen gebaut. In Haus A befindet sich zudem das Hallersche Architekturbüro: Mit Rundschindeln, Kasten- und Rautenfenstern ist es der originalgetreue Nachbau eines nicht mehr sanierbaren Bauernhauses. Versetzt dazu steht Haus B, das mit Satteldach und Holzfassade vertraute Elemente der dörflichen Identität aufgreift und in eine zeitgemäße Sprache übersetzt. Ein feines Spiel mit Transparenz und Dichte belebt die Fassade: Mal verdichtet sich die vertikale Struktur der Holzlatten durch deren unterschiedliche Breite, mal löst sie sich auf in Fensterflächen, mal rhythmisieren im Abstand gesetzte Holzleisten Licht und Fläche. Beide Bauten werden von einem eingeschossigen Sockelbereich aus sandgestrahltem Beton getragen, eine halbrunde Spange verbindet die beiden Häuser zur Straße hin. Über den Innenhof gelangt man zum Empfang und der angrenzenden großen Stube mit Eckbank, Ofen, Sitznischen und einer kleinen Bibliothek. Nach Nordosten liegen die Büroräume des Architekten und nach Südwesten der Wellnessbereich sowie Nebenräume. Die Beauftragung von Handwerkern und Betrieben ausschließlich aus der Region war für die Bauherren ebenso selbstverständlich wie heimische Hölzer für Fassade und Innenausbau. Wie auch alle anderen Baustoffe unbehandelt eingebaut, so soll auch das sägerau belassene Holz aus den umliegenden Wäldern unmittelbar auf die Gäste wirken. Die lange Nutzungsdauer der robusten Materialien trägt ebenso positiv zur Nachhaltigkeit und Ökonomie des Ensembles bei wie die thermisch optimierte Gebäudehülle sowie ein Zusammenspiel technisch einfacher und zugleich komplex wirkender Energiesysteme. Nachhaltige, zeitgemäße Architektur von hoher baukultureller Qualität, auch dank des Wissens um lokale und traditionelle Handwerkskunst, muss nicht im Gegensatz zum Tourismus und einem gestiegenen Anspruch der Gäste stehen. Im Gegenteil.