Umbau Wohn- und Geschäftshaus, Kirchgasse

Neue Nachbarschaft

Operation am offenen Herzen

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Wiesbaden die repräsentative Rolle als Regierungssitz des neu gegründeten Herzogtums Nassau inne. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es Herzog Wilhelm I., der den Bau des Stadtschlosses – heute Sitz des Hessischen Landtags – inmitten des Zentrums gegenüber der Marktkirche veranlasste. In den folgenden Jahrzehnten führten der Ruf als „Weltkurstadt“ sowie das ungewöhnlich hohe Wachstum der Bevölkerungszahl zu zahlreichen Neubauten in der gesamten Stadt. Dank der geringen Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs sind viele dieser Gebäude erhalten geblieben, was Wiesbaden aus der Sicht des Denkmalpflegers und Landeskonservators von Hessen Gottfried Kiesow zum „Stadtdenkmal des Historismus in Deutschland“ macht. Welch kulturelle Bedeutung eine Stadt aber auch haben mag: Wiesbaden kämpft wie viele andere Städte in Deutschland mit dem Aussterben seiner Innenstadt.

Anzahl Wohneinheiten4
Wohnfläche495
StandortWiesbaden (D)
ArchitekturZaeske Architekten BDA Partnerschaftsgesellschaft mbB
BauherrschaftAachener Grundvermögen Kapitalverwaltungs mbH
Award-KategorieMischnutzung
PlanungsbüroAachener Grundvermögen Kapitalverwaltungs GmbH
Zum Profil
FotografieLisa Farkas
(...)Eine große Herausforderung war es, die Fassade des denkmalgeschützten Ensembles zu erhalten, während die Konstruktion dahinter erneuert und die unteren Geschosse entkernt wurden, weshalb ein Stahlgerüst die oberen Geschosse trug. (...)

Moritz Feldmann, Projektleiter

Die Aachener Grundvermögen hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, mit ihren Immobilien im Rahmen einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadtentwicklung die Wiederbelebung der Innenstädte zu fördern. Dazu zählt in ihren Augen gerade auch eine Verbindung von Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeitgestaltung. In Zaeske Architekten hatten sie den passenden Partner gefunden, die beiden denkmalgeschützten Gebäude in der Wiesbadener Fußgängerzone zu revitalisieren. Der Gebäudekomplex umfasst neben den beiden zur Kirchgasse hin liegenden Gründerzeitbauten auch eine schmale Passage sowie im rückwärtigen Teil – zur Hochstättenstraße hin gelegen – das Thalia-Kino mit zwei Sälen. Im Zuge dieser Maßnahmen strukturierten die Architekten das Erdgeschoss als großzügige Ladenflächen neu und bezogen die ehemalige Passage mit ein. Das gänzlich zurückgebaute Untergeschoss und das erste Obergeschoss sind als Nebenräume den Ladeneinheiten zugeordnet. Auf einer Wohnfläche von insgesamt 495 Quadratmetern sind in den oberen Geschossen vier Mietwohnungen entstanden, deren Grundrissstrukturen in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden erarbeitet wurden und die nun mit hohen Räumen und viel Licht – für die Architekten ein wesentliches Gestaltungselement in ihrer Arbeit – ein neues Wohngefühl bieten. Während die Glasfuge der einstigen Passage sich in ihrer Gestaltung auf die Interventionen im historischen Straßenbild der letzten Jahrzehnte bezieht, sprechen die beiden nach Originalvorlagen sorgfältig sanierten Fassaden von der Qualität des Wohnraums, der sich hinter den alten Gemäuern, inmitten in der Wiesbadener Innenstadt, verbirgt.

Impressionen