Warburgstraße Hamburg

Historisches Gesicht zur Stadt

Die Würdigung eines bestehenden Gebäudes, das in einen neuen, modernen Kontext gesetzt wird.

Neben ihrem Wirken am Hamburger Rathaus prägten Ende des 19. Jahrhunderts die Architekten Hugo Stammann und Gustav Zinnow auch mit zahlreichen Wohn- und Geschäftsgebäuden das Bild der Hansestadt. So erbauten sie 1878 und 1889 in der Warburgstraße auf einem rund 1.200 Quadratmeter großen Grundstück zwei Gründerzeithäuser in unmittelbarer Nähe des Alsterufers. Denkmalgeschützt waren die beiden abbruchreifen Bauten nicht. Dennoch entschieden die Architekten von BAID Architektur zusammen mit den Bauherren BPN Projektentwicklung, dass die historischen Fassaden im Zuge der Neuprojektierung erhalten werden sollten. „Eine zeitgemäße Architektur, die ihre Herkunft nicht verleugnet“, sagt die Architektin und Bürogründerin Jessica Borchardt. Der Anspruch war, mit identitätsstiftenden architektonischen Qualitäten den Charakter eines Quartiers für Be- und Anwohner zu erhalten. Dieser Argumentation konnte auch die Stadt folgen und stimmte dem ungewöhnlichen Entwurf des Büros zu. Mit ihrer Verbindung von Alt und Neu eine wurde eine maximale Verdichtung erreicht und damit dringend benötigter, innerstädtischer Wohnraum hinter historischen Fassaden geschaffen.

Anzahl Wohneinheiten42
Wohnfläche4.200 m²
StandortHamburg (D)
ArchitekturBAID architektur gmbh
BauherrschaftBPN Projektentwicklung GmbH & Co. KG
Award-KategorieNachverdichtung
PlanungsbüroBAID Architektur GmbH
Zum Profil
FotografieMartin Haag, Marcus Bredt
Durch die Entscheidung zur aufwendigen Erhaltung der Bestandsfassaden und den daraus resultierenden Entwurfsansatz, den dahinter liegenden Neubau deutlich erkennbar zu gestalten, entstand etwas Neues und Eigenständiges.

Jessica Borchardt (links)

Deshalb wurden erstmals in Hamburg Bestandsfassaden transloziert: Dafür schnitten die verantwortlichen Fachleute von Ja- Ko Baudenkmalpflege die beiden Fassaden geschossweise in fünf beziehungsweise drei transportable Elemente von bis zu 21 auf 5 Meter und bis zu 80 Tonnen Gewicht auf. Eine spezielle Verpackung und Verspannung verhinderte während der Einlagerungszeit die Bildung von Rissen in Mauerwerk, Putz und Stuckaturen. Durch eine bessere Ausnutzung des Grundstücks wie auch durch die sich über beide Gebäude erstreckende Aufstockung konnten die Architekten die Wohnfläche im Vergleich zum historischen Bestand verdreifachen. Deutlich kontrastierend hebt sich die moderne Glas-Aluminium-Fassade von den historischen Fassaden ab: Bewusst wollten die Architekten den architektonischen Eingriff ablesbar lassen, dabei aber ein die verschiedenen Gebäudeteile verbindendes Element schaffen. Die straßenseitig gelegenen Wohneinheiten liegen auf Hochparterreniveau, ihre großzügigen Geschosshöhen sind mit bis zu 4 Meter an die historische Fassade angepasst. Die in Split-Levels auf drei unterschiedlichen Niveaus organisierte Innenraumstruktur erlaubt im Erdgeschoss einen ebenerdigen Zugang zum Garten. Die 42 unterschiedlichen und weitestgehend barrierefreien Stadtwohnungen bieten kompakte Apartments ab 40 Quadratmeter und familiengerechte Wohnungen zwischen 120 und 200 Quadratmeter Wohnfläche. Sechs der Wohneinheiten wurden als geförderter Wohnungsbau mit Mietbindung errichtet.

Impressionen