Am Bramfelder Dorfgraben

Wen wenig wirklich mehr ist

Die Schaffung dringend benötigten Wohnraums treibt den Einfallsreichtum bei diesem Projekt zur Meisterleistung

Dass es in Hamburg an guten, bezahlbaren Wohnungen fehlt, ist so bedauerlich wie bekannt. Dass es in Hamburg jedoch auch die besten Ideen gibt, wie diesem Mangel beizukommen ist, hat sich noch nicht so herumgesprochen. Wie sich mit einem Neubau auch ohne massive öffentliche Förderung günstige Wohnungen schaffen lassen, beweist ein innovatives Wohnungsbauprojekt im Ortsteil Bramfeld nordöstlich des Stadtzentrums. Dort entstand ein neues Quartier, das zunächst mit einer einstelligen Zahl beeindruckt: Die Nettokaltmiete der neuen Wohnungen liegt bei 8 Euro pro Quadratmeter. Umso staunenswerter ist das, was die Mieter in den insgesamt 154 Einheiten dafür bekommen. Die 9 Wohnhäuser mit drei bzw. vier Geschossen sind allesamt in Massivbauweise entstanden und mit einer Klinkerfassade im regionaltypischen Rot verkleidet, alle Wohnungen verfügen über einen Balkon und eine Einbauküche.

Anzahl Wohneinheiten154
Wohnfläche11.984 m²
StandortHamburg (D)
BauherrschaftWohnungsverein Hamburg von 1902 eG und C.E. Danger GmbH & Co. KG
Award-KategorieQuartiersentwicklung
 
PlanungsbüroWohnungsverein Hamburg von 1902 eG und C.E. Danger GmbH & Co. KG
Zum Profil
FotografieLars Engelmann, Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG und C.E. Danger GmbH & Co. KG
Kostengünstiges Bauen im Interesse unserer Mitglieder ist auch aktuell in Hamburg möglich, wenn alle Projektbeteiligten kooperativ miteinander arbeiten.

Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG und C.E. Danger GmbH & Co. KG

Dass sich dieser Standard ohne staatliche Zuschüsse realisieren ließ, ist einem Konzept zu verdanken, das auf einen hohen Standardisierungsgrad, Skaleneffekte und den sinnvollen Verzicht auf disponible Annehmlichkeiten zugunsten günstiger Baukosten setzt. So wurden Bäder, Küchen und Kellerräume typisiert; die Balkon- und Fensterformate sind in allen Häusern identisch, und Aufzüge waren angesichts der Geschoss- zahl nicht zwingend nötig. Auch ökologisch erweist sich das Projekt als Musterfall: Die Zahl der Autostellplätze wurde zugunsten von Fahrradhäusern verringert. Für das Regenwassermanagement konnte sogar der historische Dorfgraben renaturiert werden. Dass die Kosten dennoch so erfreulich ausfallen, ist nicht zuletzt dem beherzten wirtschaftlichen Zugriff auf den Bauablauf zu verdanken. Die effizienten Grundrisse der 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen mit durchweg 2,50 Meter Deckenhöhe wurden so organisiert, dass Küche und Bad nebeneinanderliegen. Auf diese Weise ließen sich zusätzliche Versorgungsschächte für Strangleitungen einsparen. Auch die Entscheidung für kompakte Baukörper zahlt sich aus. Durch den Verzicht auf Versatz, den Rückgriff auf ein einfaches Tragwerk sowie Rastersysteme und eine auf das Nötige reduzierte Verkleidung mit Wandfliesen ließen sich erhebliche Einsparpotenziale heben. Dass die Konzentration des Bauherrn auf das Wesentliche keine Einbußen an Aufenthaltsqualität und Wohnlichkeit mit sich bringt, beweisen die Wohnungen, die allen zeitgemäßen Ansprüchen genügen. Wenn ein hoher Typisierungsgrad, die Vorfertigung von Bauteilen und ein nach den Prinzipien des Lean- Managements organisierter Bauprozess solche Ergebnisse hervorbringen, lohnt es sich, über den Bau bezahlbarer Wohnungen im großen Stil nachzudenken.

Impressionen