Massivholzhäuser Neuruppin

Kreislauffähig

Klimaneutrales Bauen ist nicht länger ein Thema der Zukunft, was einer der Gründe für den ersten Preis dieses Projektes bei "Wohnbauten des Jahres 2022" war.

Es ist das selbst gesteckte Ziel der rund 60 Kilometer nordwestlich von Berlin gelegenen Fontane-Stadt Neuruppin: CO2-neutral bis 2030 – als erste Stadt in dem seit Jahren stark von Dürre bedrohten Bundesland Brandenburg. Dass gerade im Bauwesen auf dem Weg zur Klimaneutralität neue – andere – Antworten gefunden werden müssen, daran besteht längst kein Zweifel mehr. Aber dass das tatsächlich auch möglich ist, beweisen hier in Brandenburg Praeger Richter Architekten mit ihren beiden Mehrfamilienhäusern am Rande der historischen Altstadt Neuruppins. Vorfertigung, Kosten- und Bauzeitoptimierung, die Möglichkeit zur Teilhabe, adaptive Grundrisse, verbundstofffreies Bauen für eine Recyclingfähigkeit der Bauteile, Müllvermeidung, Lowtech: Die Schwerpunkte ihrer bisherigen Projekte lesen sich wie ein Maßnahmenkatalog zum Erreichen der gesteckten Klimaziele. Das Ensemble der Massivholzhäuser Neuruppin mit seinen 23 kostengünstigen Miet- und Eigentumswohnungen verbindet sämtliche dieser relevanten Aspekte.

Anzahl Wohneinheiten23
Wohnfläche1.800 m²
StandortBerlin (D)
ArchitekturPraeger Richter Architekten, BDA
BauherrschaftBaugruppe Ausbauhaus Neuruppin GbR (Gartenhaus)
Award-KategorieInnovative Fassade
PlanungsbüroPraeger Richter Architekten, BDA
Zum Profil
FotografieAndreas Friedel, Paul Zöll
Die Häuser sind Vorreiter im Sinne der Verbundstofffreiheit, der Wiederverwendung von Baustoffen und setzen Maßstäbe in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie.

Praeger Richter Architekten

Das von einem Investor errichtete viergeschossige Vorderhaus beherbergt 14 Mietwohnungen im Kostensegment des sozialen Wohnungsbaus mit zwei bis vier Zimmern. Im dreigeschossigen Gartenhaus finden sich die neun Eigentumswohnungen der Baugruppe Ausbauhaus Neuruppin mit drei und vier Zimmern. Der gemeinschaftliche Hof zwischen den Gebäuden und deren vorgelagerten Gärten fasst eingeschossige Nebengebäude, Radstellplätze und die entsprechend der Bauordnung geforderten Parkplätze. Von der Betontreppe und dem Aufzugsschacht aus Kalksandstein abgesehen sind alle tragenden Rohbau-Bauteile mit sämtlichen Öffnungen und technischen Installationen als vorgefertigte Massivholzbauteile mit Stärken von 10 bis 24 Zentimetern ausgeführt. Jede Wohnung ist eine selbsttragende Einheit, aus der Konstruktion ergeben sich somit auch die dem Schallschutz gerecht werden doppelt ausgebildeten Wohnungstrennwände. Neben den ökologischen und ökonomischen Vorteilen dieser Bauweise besticht auch ein sozialer: Die 10 Zentimeter schmalen Holzwände ermöglichen pro Haus rund 15 Quadratmeter mehr Wohnfläche als ein herkömmlicher massiver Wandaufbau mit WDVS. Auf den Einsatz von Verbundwerkstoffen, auf Verkleben und Verspachteln wurde weitestgehend verzichtet, stattdessen kommen ökologische Baustoffe und ökologisch abbaubare Farben und Lasuren zum Einsatz. Rund 90 Prozent der verwendeten Materialien könnten somit demontiert und für ein neues Bauwerk wiederverwendet werden. Nachahmung erwünscht.

Impressionen