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Offen für Neues

Neubau von vier Wohngebäuden und einem Verbrauchermarkt

Der Bötzow-Kiez am östlichen Ende des Berliner Bezirks Prenzlauer Berg erfüllt in vielerlei Hinsicht die Klischees, die dem Stadtteil vorauseilen. In den Straßen dominieren junge Familien mit Kindern, die Eisdielen bewerben ihre veganen Sorten auf handbeschrifteten Tafeln, und an Bioläden und kleinen Cafés mit selbstgemachten Dinkelbackwaren herrscht kein Mangel. Doch gibt es auch einen ganz normalen Supermarkt. Und der befindet sich im Erdgeschoss eines neuen Wohnhauses, das nicht wenige Kunden in Staunen versetzt: ein Neubau als Kiez-Gespräch. Denn das Gebäude entstand auf einem Grundstück, das bis vor wenigen Jahren von wechselnden Supermarktbetreibern genutzt wurde. Auch wenn die eingeschossige Handelsimmobilie aus DDR-Zeiten weder schön noch städtebaulich angemessen war und ein Lückenschluss mit benötigten Wohnungen dringend geboten – den Supermarkt hätten alle vermisst.

Anzahl Wohnenheiten51 + 1
Wohnfläche7.088 m²
StandortBerlin (D)
BauherrschaftBaugemeinschaft Pasteurstraße 19–25 GbR
Award-KategorieMischnutzung
 
PlanungsbüroBaugemeinschaft Pasteurstraße 19-25 GbR
Zum Profil
FotografieSimon Menges
Die zentrale Frage war: Wie kann man Wohnraum für Familien schaffen, der im Verhältnis zu Bauträgerprojekten noch bezahlbar ist?

Sabi Streibl (Bauherrschaft)

Das neue Haus vereint nun in schöner Stadtbautradition Einkaufen und Wohnen, doch es bricht mit der Stuck- und Putzoptik der gründerzeitlichen Nachbarschaft auf denkbar radikale Weise: Es präsentiert sich zur Straße mit einer Fassade aus eloxiertem Streckmetall in Form faltbarer Sonnenschutzelemente, mittels derer sich das Haus je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung in einen nahezu blickdichten Kubus oder eine gläserne Vitrine verwandeln lässt. Das Wohnhaus selbst ist ein Ensemble aus dem über vier Parzellen gestreckten Vorderhausriegel und drei rückwärtig gelagerten Gartenhäusern. Während der vorgelagerte große Trakt als Lückenschluss die Bauflucht der Nachbarschaft aufnimmt, bilden die Gartenhäuser nicht das ortsübliche Geviert aus Seiten- und Quergebäuden, sondern gruppieren sich um einen gemeinschaftlichen Gartenhof, der sich auf dem Dach des Verbrauchermarktes befindet. Aus dieser Struktur entsteht eine Sequenz aus fünf Höfen, die sich in Größe, Form und Nutzung unterscheiden. Wo das Vorderhaus mit seinem Fassadenharnisch das Verhältnis zwischen öffentlich und privat kraftvoll moderiert, dürfen im halböffentlichen Blockinneren die Unterschiede zwischen Innen und Außen verschwimmen. Über die markanten Balkonbänder scheint sich der private Wohnraum wie in einer Schublade an die frische Luft zu schieben. Die differenzierten Kubaturen der Einzelbauten beherbergen 3- bis 6-Zimmer- Wohnungen unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Zuschnitts, die sich für eine Vielfalt an Haushalts- und Lebensformen eignen. Die bewusst einfache bauliche Konstruktion bietet ein Maximum an Gestaltungsfreiheit.

Impressionen