Shared Space Malmöer

Zwei Stufen Unterschied

Gemeinschaft fördern durch fließende Übergänge von Wohnungen und gemeinschaftlichen Zonen...

Prenzlauer Berg, umgeben von Gründerzeitbauten: eine Holzbaracke auf einem großen Grundstück. Als „Gnadenhütte“ im Kiez bekannt, wurde sie in den Zwanzigerjahren als Suppenküche genutzt, seit den Neunzigerjahren befand sich darin ein Secondhandladen der Berliner Stadtmission. Dass sich bei Bekanntgabe des Grundstückverkaufs eine Bürgerinitiative formieren würde, um gegen Schließung und zwangsläufigen Abriss des als Kieztreffpunkt etablierten „Sozialladens“ aufmerksam zu machen, war verständlich. Um so glücklicher der Ausgang, denn den Zuschlag erhielt eine Baugruppe, die von Christoph Wagner Architekten zusammen mit Wenke Schladitz betreut wurde. Nach Gesprächen mit der Initiative war den beiden Architekten schnell klar, dass der Laden zurück in den Kiez gehört und daher in das „Shared Space Malmöer“ integriert werden muss. Entstehende Mehrkosten von fast fünf Prozent für alle Eigentümer bedeutete zunächst Überzeugungsarbeit. „Heute bereut wohl keine der 22 Parteien diese Entscheidung, die großen Respekt verdient“, erzählt Christoph Wagner. Zu einem gerade kostendeckenden Preis wird die gemeinsam finanziert errichtete Gewerbefläche mit 250 Quadratmeter an die ehemalige Nutzerin vermietet.

Anzahl Wohneinheiten22
Wohnfläche2.280 m²
StandortBerlin (D)
ArchitekturChristoph Wagner Architekten mit Wenke Schladitz
BauherrschaftMalmöer 4 + 5 Berlin GbR
Fertigstellung2015
PlanungsbüroChristoph Wagner Architekten mit Wenke Schladitz
Zum Profil
FotografieAndreas Meichsner, Barbara König
Der Laubengang – ein Zwitter: Er verknüpft die räumliche Dimension von Flur und Terrasse und mischt die Erschließung mit dem Verweilen. Seine Attribute sind das Öffentliche und das Private gleichermaßen. (...)

Christoph Wagner, Wenke Schladitz

Die Idee von Gemeinschaft setzt sich im gesamten Gebäude fort, beginnend mit der Erschließung: Statt der naheliegenden zwei Treppenhäuser für das rund 40 Meter breite Vorderhaus mit Seitenflügel – was zwei Eingänge, zwei Zonen im Haus und damit auch zwei Gruppen an Bewohnern bedeutet hätte – schlugen die Architekten ein zentrales Treppenhaus als vertikale Verteilerzone vor, das sich gartenseitig auf die Laubengänge und damit zu den Erschließungen der Wohnungen öffnet. „Gute Gemeinschaft ergibt sich, wenn sie wählbar ist“, so das Credo der Architekten. Weshalb sie für die zweigeschossigen Maisonette- Wohnungen ein differenziertes System unterschiedlicher privater und öffentlicher Bereiche entwickelten. Vom Eingangsbereich – auf Niveau des Laubengangs – führt eine Treppe in die privateren Räume im unteren Geschoss. Zur Straßenseite ergibt sich durch die Balkone mehr Bezug zur Nachbarschaft, zum Garten hin liegen die privaten Räume. Das Besondere aber zeigt sich auf dem Weg in die obere Ebene: Küche und Wohnbereich liegen zwei Stufen und damit rund 38 Zentimeter höher als der halböffentliche Erschließungsbereich. Da sich die Brüstungshöhe somit über der durchschnittlichen Augenhöhe befindet, werden Einblicke von außen in die privaten Räume minimiert. Statt der meist so typischen kleinen Fenster auf dieser Seite erlaubt der kleine Unterschied großzügige Fensteröffnungen und damit neue Qualitäten und Möglichkeiten für die zur Laubengangerschließung hin gelegenen Räume.

Impressionen